Kalamata, 30. Dezember 2004
30. Dezember
Die Sonne lacht wieder, ich mache mit Pia einen Spaziergang durch den Park - einem "Freiluft- Eisenbahn-Museum". 

                              

Seit letztem Jahr haben Lokomotiven und Wagons zunehmend Farbe bekommen. Die Kids kritzeln und sprühen wie die Wilden. Ein Wagon ist im Sommer total ausgebrannt - sieht ziemlich traurig aus.

       

Auf dem Rückweg zum Hafen schaut zwischen Pappkartons und einer Menge Gerümpel ein kleiner Hundekopf heraus. Beim Näherkommen springt das Tier freudig auf mich zu - soweit es die kurze Schnur eben zulässt, an dem es angebunden ist. Knapp drei Monate mag das Hündchen wohl alt sein. Es hüpft ganz aufgeregt im Kreis herum und ich bücke mich, um es zu streicheln. Da kommt von hinten eine alte Frau auf mich zu und redet in affenartiger Geschwindigkeit im tiefsten Griechisch auf mich ein. Ich zucke mit den Schultern, versuche zu erklären, dass ich nichts verstehe. Doch das hat nur den nächsten Redeschwall zur Folge. Plötzlich fängt sie an, das Ende der Schnur los zu zurren, an dem der Hund angebunden ist. Das kleine Tier springt etwas auf sie zu, die Frau macht einen Satz zurück, schreit wie wild, bekreuzigt sich und versucht nochmals, den Knoten auf zu bekommen. Wiederholtes Kreischen, als der kleine Hund wedelnd an ihr hochspringen will. Sie rennt wild gestikulierend ins Haus, holt eine Schere, schneidet die Schnur durch und drückt sie mir in die Hand. Die Handbewegungen, während sie ununterbrochen auf mich einredet, bedeuten unmissverständlich: Nimm den Hund mit, geh, geh, geh! Dann bekreuzigt sie sich noch weitere drei Mal, dreht sich um und verschwindet im Haus.
Ich stehe da, das junge Hündchen an der Schnur. Was nun? Einfach wieder anbinden? Mir tut das Tier leid. Ich gehe über die Straße, zurück ins Marinagelände und mache als erstes das viel zu enge Halsband ab. Das Hündchen läuft auch ohne Leine hinter Pia und mir her.
Thomas ist genau so ratlos wie ich. Wir überlegen schon verzweifelt, an wen man denn das Tier vermitteln könnte. Keine Ahnung. Ich gehe zu Pier C, um die Segler dort zu fragen, ob sie eine Lösung wissen. Jeder findet die junge Hundedame zum knuddeln trollig, doch das hilft auch nicht weiter. Die Rettung kommt mit drei jungen Burschen, die am Pier vorbeilaufen. Sie sehen das Hündchen, rufen es beim Namen - 
und das Problem ist gelöst. Brav marschiert die Kleine mit den Jugendlichen den Hafen entlang. Ich reiche ihnen noch Halsband und Schnur nach und erkläre kurz auf Englisch, was passiert ist. "It's o.k." meint der Hundebesitzer - und weg sind sie. Die alte Frau hatte offensichtlich eine Höllenangst vor dem Tier, das ihr gar nicht gehörte, und wollte es einfach nur so schnell wie möglich loswerden ...
Ich werde ganz schnell meine Griechisch-Lektionen wieder aufnehmen!
  Erlebnisberichte 2004/2005

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