Kalamata   21. Dezember 2004
 Seit 10. Dezember sind wir von unserem vier-wöchigen "Heimaturlaub" wieder zurück in Kalamata. Während unseres Heimaturlaubs stand die "Unity" an Land. Die erste Arbeit nach unserer Ankunft war also: Boot waschen, wachsen, polieren, Unterwasserschiff streichen ... und noch ein paar Kleinigkeiten. Innerhalb von zwei Tagen war das Boot wieder startklar. Letzten Montag kam dann "endlich" der Festtag: Die "Unity" wurde nach einer Woche Wartezeit (der zuständige "Specialist" war krank) wieder ins Wasser gekrant. "O du Fröhliche" - war uns weihnachtlich zumute. Nach 10 Tagen im räumlich begrenzten Wohnmobil (zwei davon mit Dauerklatschregen, Gewittersturm und Starkwind - die vordere Luke im Schiff war dummerweise offen, die Betten pitschnass, die Bilge voll) können wir uns jetzt wieder luxuriös im "Haus" bewegen. Zur Feier des Tages zündeten wir abends dann die vier Adventskerzen von Mutti an (das Kränzlein hängt auch schon im Ruderhaus) und hörten 2 Stunden lang Weihnachts- und Wintermeditationen (ausgewählte klassische Musik). 
Momentan sind wir an unserem Steg das einzige bewohnte Boot. Heuer ist merklich weniger los als letztes Jahr. Auch der griechische Publikumsverkehr hat rapide nachgelassen. Es spazieren lange nicht mehr so viele Einheimische durch den Hafen wie letztes Jahr, im Marinakaffee ist ebenfalls kaum etwas los. Ob das auf die Rauschgift-Affäre zurück zu führen ist , wissen wir nicht (der Marina-Leiter sitzt immer noch in U-Haft). Wir vermuten es allerdings. Nach all den Zeitungsberichten letzten August über die 4,5 Tonnen Koks ist der Hafen hier eben "out". Auch recht, uns gefällt's hier jedenfalls "saugut". Und wenn die Piers nun nicht mehr Jugend- und Knutschtreff sind, stört uns das keineswegs. Noch weniger fehlen uns all die Wahnsinns-Mopedfahrer mit ihren heulenden Zusatzauspuffen (gibt extra Läden hier, die verkaufen für teures Geld "Klang-Desing- Auspuffe" - da wird der leiseste Motor zum heulenden Löwen). Wie gesagt - wir genießen die Stille und freuen uns, nun "endlich" wieder unseren Wohn- und Arbeitsplatz zu haben und abens gemütlich bei Kerzenlicht im Ruderhaus zu sitzen. Im Hafen ist's auch weihnachtlich: Seit gestern sind um die Laternen Lichterketten angebracht, im Marinapark glitzern alle Büsche und Palmen in unterschiedlichen Farben und Formen. Nett. Es gibt inzwischen sogar einen offenen Kamin, direkt an der Hafenmauer. Allerdings ist er noch nicht ganz fertig - und ob wir den "Bau-Abschluss" noch erleben, wage ich zu bezweifeln. Er dient gerade den Halbstarken  als "Kraftproben-Objekt", sprich: wer schafft es, die Betonblöcke umzukippen...
Pia kapiert noch nicht, was Weihnachten ist, denkt aber sicher im Traum oft an die warme Küche von Mutti - mit Katze und Leckerlis - wenn sie im Tiefschlaf strampelt und grunzt. Oder... sie träumt von Wien: Auf der Rückfahrt von Deutschland nach Griechenland machten wir dort  einen Abstecher bei unseren Freunden Walther und Elfi.  Deren zwei "Dackel" entpuppten sich als eine73 kg schwere Neufundländerin, der "Kleine" des Duos als größter Berner Sennenhund, den ich in meinem bald 45-jährigen Erdendasein bisher zu Gesicht bekam. Beide gutmütig bis zum Gehtnichmehr. Man stelle sich also Pia vor, als sie in den Garten marschierte und plötzlich diese zwei Riesenkälber freudig auf sie zusprangen. Land unter! Den Schwanz bis zur Unsichtbarkeit eingezogen, am ganzen Leib zitternd verkroch sie sich ins hinterste auffindbare Eck. Doch schon nach einem Tag wurde sie mutiger, tastete sich bis ins Wohnzimmer vor und schaffte sich ihr eigenes "Revier". Die Neufundländerin durfte ihr nur bis auf einen Meter nahe kommen, sonst wurde Pia giftig - den "Kleinen", mit dem sie schon etwas zu spielen begann (war ja 'n Mann) scheuchte sie, als ihr etwas nicht passte, kurzerhand unter die Treppe. Seit diesem "Riesen-Erlebnis" ist Pia ziemlich selbstbewußt, was größere Hunde betrifft. Huskys hasste sie bis vor kurzem noch wie die Pest - nun spielt sie sogar mit ihnen.
Heute hält sich das Wetter absolut nicht an die Wettervorhersage. Das Barometer zeigt eitel Sonnenschein - hier brauchst du nur kurz ohne Schirm von Bord zu gehen und kannst dir des nächsten Regens sicher sein. Also arbeitet man lieber. Tatendurstig setze ich mich an den Computer. Nach 15 Minuten stürzt er wegen kurzem Stromausfall ab - das Geschriebene ist dahin. Nun gut. Bevor der Computer noch öfters abstürzt setze ich mich doch lieber ans E-Piano und versuche, die steifen Finger wieder etwas elastisch zu kriegen. Arbeitstisch frei räumen, hochklappen, Klavier einschalten. Es tropft - von oben. Das Fenster ist nicht ganz dicht. Ich stopfe Frottetücher um die tropfenden Stellen. Tropft immer noch. Regencape an, hinaus in die Sauerei, von oben eine große Plane über's Fenster gelegt. Hurra, es ist dicht. Doch vor dem ersten gespielten Ton geht das Licht aus - und das E-Piano auch. Stromausfall wegen Nässe. Prima. Ich nehme wir in alten Zeiten Block und Bleistift und setzte mich zu hoffentlich kreativen Musical-Gedanken ins Ruderhaus.
  Erlebnisberichte 2004/2005

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