Vlycho (Insel Lefkas) 7. August
Privatsphäre gibt es in Griechenland nicht - oder haben wir zumindest noch nicht erlebt. Ebenso Diskretion, z.B. auf der Post, Bank etc. Es wird gedrängelt und geschoben. Überall. Im Straßenverkehr genau so wie in den Geschäften. Geh in einer Stadt bei Grün über die Ampel und du wirst wirst von Rechtabbiegern wüstest beschimpft. Stell dich im Geschäft brav vor die Waage des Obststandes und warte, dass du bedient wirst. Du wartest mindestens eine halbe Stunde. Von recht und von links schiebt jemand sein Tütchen an dir vorbei, so schnell kannst du oft gar nicht schauen. Meine Tax-Number (um einen Vertrag für's GPRS-Handy zu bekommen) habe ich letztes Jahr wahrscheinlich auch nur deshalb bekommen, weil ich nach 4 Stunden warten in der Menschenmenge freundlich von einer Deutsch/Griechin regelrecht ins Zimmer hineinbugsiert wurde - 5 Minuten vor Büroschluss. Ach ja, dass ist das Nächste. In Griechenland ist alles verbeamtet, was in öffentlichen Gebäuden arbeitet - sogar der Putzdienst. Und die Möglichkeit, verbeamtet zu werden, braucht viele Beziehungen - ohne "Beziehungen" bist du eine arme Sau. 
Was die Privatsphäre betrifft: So etwas kann's gar nicht geben, wenn man einmal beobachtet, wie viele Städte gebaut sind: Balkon von Haus A ist knapp einen Meter von Balkon Haus B gegenüber entfernt. Die Häuser selbst sind Wand an Wand. Die Bewohner bekommen vom Nachbarn alles mit, Liebestaumel und Ehefrust, Kindergeschrei und Telefonate. 

 

Nidri und die Vathy-Buch (rechts) 

 

Dass die fehlende Privatsphäre auch seine Vorteile haben kann bemerken wir gerade in der Vlycho-Bay auf der Insel Lefkas. Nach einem Abstecher auf die Insel Meganisi (Bucht Atherinos) und Palairos (Festland) liegen wir am Eingang der Bucht vor Anker und schwoien in sicherem Abstand zur "Cats" von Peter und Heide mit dem Wind. Das Ufer auf der östlichen Seite besteht vollkommen aus Privatgundstücken. Um mit Pia ans westliche Ufer zu kommen müssten wir erstens über die ganze Bucht - und zweitens verläuft da die Hauptstraße, das ist mit Hund auch nicht gerade lustig. Also das Ostufer. Mit Fernglas suche ich das Ufer ab. Taverne - scheidet nach unserem Korfos-Erlebnis aus. Mutig lege ich mit dem Dingi am Grundstück eines kleinen Privatcampingplatzes an, auf dem zwei deutsche Wohnwagen stehen. Pia entleert sofort ihre Blase im Schilf des Ufers. Von dem rechten Wohnwagen ertönen empörte Rufe. Von dem linken Wohnwagen springt freudig ein schwarzer Hund entgegen (frage mich, wo der wohl hinpinkelt). Die Griechen selbst finden es völlig normal, dass 'mal jemand über ihr Grundstück geht. Prima!

  Erlebnisberichte 2004

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