Ägina  Stadthafen September 2005
Mittwoch, 28. September

Gestern kamen wir in dem wohlvertrauten Ägina an und haben uns heute Vormittag Stadtkai an das Pier gegenüber verlegt. Nun wird die Ankerkette ausgetauscht, da die alte ziemlich verrostet und ausgeschlagen ist, in den letzten Wochen zunehmend Schwierigkeiten machte und mit der Winsch kaum mehr einzuholen war. Wir sind "Ketten-Fans" - sprich: Wir legen gerne reichlich Ankerkette und hatten ein paarmal die Situation, daß genau 1-2 Meter (75 m hatten wir) bis zum Pier fehlten. Dementsprechend beträgt die neue Kettenlänge nun erfreuliche 77 Meter :-). 
Der griechische Witz an der Sache: Mitten in der neuen Kette sind zwei Kettenglieder nur mit einem lausigen Baumwollstoffstreifen zusammengebunden - dafür bekamen wir vom Händler ein Kettenreparaturglied "gratis". Die rostige, alte Kette liegt gerademal eine halbe Stunde am Pier, als ein Fischer sie entdeckt und durch den Tavernenwirt fragen läßt, ob wir sie noch bräuchten. Natürlich nicht. Kurz darauf rumpelt ein erheblich tiefer gelegtes Moped mit einem glücklichen Fischer das Pier entlang davon. 
Donnerstag, 29. September
Wir haben seit unserer letzten Starkwindfahrt etwas Gläsermangel. So ziehen wir also los, um ein paar neue zu kaufen - schließlich erwarten wir am Wochenende Besuch von Freunden, die es nicht gewöhnt sind, aus Plastikbechern zu trinken. In einem typisch einheimischen Haushaltswarengeschäft, indem wir letztes Jahr auch unsere Grünteetassen erstanden, finden wir sehr schnell, was wir suchen. Die kleine Tochter des Hauses steht schon ganz erwartungsvoll neben Mama, Papa und Opa neben dem Kassentisch und ist schon fast enttäuscht, als wir "bitte vier davon" (wir fragten gar nicht nach dem Preis) auf griechisch sagen können. Beim Kassieren kommt sie dann ganz stolz zum Einsatz und präsentiert ihre Englischkenntnisse: 1,60 EUR für vier Gläser - alle Beteiligten sind glücklich und man verabschiedet sich herzlich mit "Kalispera". Nett. 
Freitag, 30. September
Wir haben unseren tragbaren Stromgenerator in einiger Entfernung der Boote hinter ein paar Fischernetze gestellt, damit wir die Tavernengäste und Segler nicht stören. An diesem Pier legen regelmäßig Wasserschiffe an, deren Pumpen ein vielfaches an Lautstärke entwickeln und unser kleiner "Urs" überhaupt nicht zu hören ist. Frohgemut sitzen wir dann an unseren Computern, um die neusten Lästereien zu notieren - und plötzlich ist alles tot. Strom weg, Computer abgestürzt, Ende. Wir stürzen nach draußen und werden von den Leuten vom Wasserschiff wüstestens beschimpft. Ja, natürlich hätten sie diese Lärmmaschine abgestellt, ihre empfindlichen Ohren halten das nicht aus, "Malaka, Malaka, Malaka" (noch viel öfter). Der Segler auf unserem Nachbarschiff, schüttelt über die Wasserschiffbesatzung nur den Kopf: "Griechenland". Er will im Herbst noch nach Kroatien. Das Ergebnis dieses Störfalls: Mein Laptop läßt sich durch diesen Vorfall nun überhaupt nicht mehr hochfahren und unzählige Dateien gingen verloren. Von einer Anzeige sehen wir ab, da wir den griechischen Gesetzen genau so viel zutrauen wie der Port Authority: Wenn diese zu einer hereindrückenden Motoryacht sagt "Go out" gibt der Skipper erst recht Rückwärtsschub. 
Es ist ein ungeschriebenes Gesetz: Keiner langt ungefragt an das Eigentum eines anderen. Manchmal funktioniert das auch wunderbar, z.B. Amorgos: Der Stromgenerator stand lärmgeschützt hinter einer Wartehalle und die Fischer waren den ganzen Tag über damit beschäftigt, ihre Netze vorzubereiten. Ein junger Fischer kam zu unserem Boot und fragte uns, ob er für 5 Minuten Strom haben könnte. Kein Problem, sobald wir die Computer herunter gefahren hatten konnte er sein Gerät einstöpseln und ein paar Kettenglieder durchflexen. 
Freitag, 30. September
Es gibt im Stadthafen von Ägina einen Steg, der nur provisorisch befestigt ist und auch nicht gerade vertrauenserweckend zum Festmachen einlädt. Doch heute kam eine Regatta aus Athen und der Hafen ist voll. 

"No mooring" ist groß und breit auf dem Schild am Steg zu lesen, doch vor lauter Booten kann man das Schild beim Anlegen überhaupt nicht sehen - ist ja eigentlich auch egal...
 

 

Ich hab' die Boote nicht gezählt, die alle an diesem Bruchsteg festgemacht haben oder dort im Päckchen liegen - auf jeden Fall viele. 

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