Kalamata   April 2005
Kurzbesuch in Deutschland. Die Kulisse, wenn die Fähre in Venedig in oder aus dem Hafen läuft, ist wirklich logenplatzmäßig. Mitten durch die Prachtstraße hindurch werden die riesigen Fähren mit Schleppern manövriert.

Mit den Hunden ging die Fahrt völlig problemlos. Leon kann sowieso nichts erschüttern. Er hat inzwischen ein neues Zuhause und die Familie ist ganz begeistert von dem verschusten Griechen.

Besuche, Besorgungen, die Zeit war im Nu vorbei. Beim Firmenjubiläum fing ich mir zum Abschluss noch eine gehörige Erkältung ein. Positiver Nebeneffekt davon: Ich war so verschnupft, dass man mich mit Zigaretten hätte jagen können. Bei der Gelegenheit habe ich jetzt erst mal wieder mit dem Rauchen aufgehört. Kann ja auch nicht schaden ...
In Griechenland zurück erwartete und erst einmal die Karwoche der Orthodoxen Kirche. Die Sicht aus unserer "Hafenperspektive": Es knallt. Immer wieder, über den ganzen Tag verteilt. Bis tief in die Nacht. Pia mag aus ihrem Katastropheneck schon gar nicht mehr heraus. Doch zum Morgenspaziergang läßt sie sich dann doch überreden. Nachdem wir den ganzen Winter über von "unserem" Metzger Knochen und Rinderlunge in riesigen Mengen bekommen haben (kostenlos) wollen wir uns nun verabschieden und noch etwas Lammfleisch - so quasi als Osteressen - kaufen. Es ist Gründonnerstag und reger Betrieb in der Metzgerei. Wo sonst nur Papa und Großvater im oder vor dem leeren Laden saßen ist nun die ganze Familie auf den Beinen. Mama steht an der Kasse, Junior flitzt hin und her wo er gerade gebraucht wird, die Tochter verpackt das Fleisch, Opa beobachtet alles von seinem Stuhl aus. Irgendwann bin ich dann an der Reihe und "Papa" hackt mir das gewünschte Stück Lammfleisch ab. Es wandert zur Tochter zum Verpacken, zur Mama zum Abwiegen - doch dann stockt es, denn Papa wurde durch einen anderen Kunden abgelenkt. "Eine halbe Minute", meint Mama, solle ich kurz warten. Ich bin gespannt. Papa kommt zurück, nimmt einen der herumliegenden Lammköpfe, hackt mir mit dem Beil die Hälfte ab und es wird in meinem Paket verstaut. Donnerwetter. Was soll ich damit machen?
Für solche Fragen nach den Ritualen ist Frau Kiriakulis Gold wert. Und sie hatte augenscheinlich auch ihren Spaß daran, mich über diese griechischen Sitten aufzuklären. Am Samstag nachts um 24 Uhr ist ein Ostergottesdienst. Von der Kirche aus ziehen alle mit Kerzen nach Hause, und dann gibt es eine Lammsuppe, in der eben dieser Lammkopf gekocht ist. Soll angeblich ein sehr zartes Fleisch sein.
Nun ja, ich weiß nicht so recht. "Papa" hat so viel Lammfleisch in die Tüte getan - ich koche den Kopf dann doch lieber für Pia (fand sie auch ganz klasse!).

Karfreitag ist unser letzter Tag in Kalamata, bevor wir in die nächste Segelsaison auslaufen. Eingekauft habe ich schon am Donnerstag wie eine Wilde, in der Annahme, die Geschäfte seien an diesem Tag geschlossen. Doch Fehlanzeige. An Karfreitag herrscht ein ähnlicher Kaufrausch wie an Weihnachten, dementsprechend ist Karfreitag "die letzte Gelegenheit". Erst am Nachmittag war Kaufruhe. 
Ein unvorbereiteter Gang durch die Straßen kann einen richtig erschrecken. An allen möglichen Stellen sind lebensgroße Stoffpuppen aufgehängt, regelrecht stranguliert, alle mit einer Zigarette im Mund. Im Schulhof, im Park oder quer über die Straße oder Gehsteig gespannt - man trifft viele der unheimlichen Erhängten. Spät am Abend sind dann genau an diesen Stellen Feuer zu sehen: Die Puppen werden abgefackelt. Und jeder Grieche wird schwören: Nein, das ist kein heidnischer Brauch! Genauso wie er schwören wird, daß Ostereier eine christliche Tradition sind.
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