Psara Juni 2005
Donnerstag, 23. Juni: Wo es so schön, ruhig und angenehm freundlich ist bleibt man gerne eine Weile. Wir wandern zum Kap mit seiner herrlichen Aussicht auf die Inselwelt, schwimmen im Meer und erkunden die Insel. 

Die Quarantänestation aus dem 18. Jahrhundert wurde später von der nationalen Tourismusindustrie als Restaurant umgebaut - allerdings schon längst nicht mehr bewirtschaftet. Innen sieht es aus, als hätte man das Gebäude fluchtartig verlassen. Das historische nautische Museum - in unserem Inselbuch noch empfohlen - ist leider nicht mehr zu besichtigen. 

Am Abend beschließen wir, Essen zu gehen. Gleich gegenüber dem Pier ist die Dorftaverne "Delphin". Die Leute von dort hatten uns am Tag vorher so nett beim Anlegen geholfen - da wagen wir mal wieder einen Versuch. Und es lohnt sich. Das Essen: Wirklich gut. Der Preis: völlig in Ordnung. Die Menge: reich für drei komplette Mahlzeiten (wir nehmen, was wir nicht schaffen, in Tupperschüsseln mit aufs Schiff - wohl nicht ganz die griechische Art, aber uns täte es leid, so viel wegschmeißen zu lassen).
Freitag, 24. Juni: Als wir am Mittwoch ankamen waren wir das einzige Segelboot. Inzwischen hat sich der Hafen gefüllt. Die wenigsten, die ankommen, wollen bei dem gerade einsetzenden Meltemi in nächster Zeit auslaufen. "Päckchen" werden gebildet - neben uns liegen Johannes und Doro mit ihrem 7m-Tschunkenrigg-Segelbötchen "Golden Wind". Ein sehr nettes, erfahrenes Ehepaar, mit denen wir gerne immer wieder mal ein "Schwätzchen" halten. 

Die kleine Insel strahlt einen ganz eigenen Charme aus. Wie in den meisten Städten Griechenlands ist auch hier am Abend "flanieren" angesagt. Doch es scheint hier ruhiger, ungezwungener, familiärer. Man wandert das Pier auf und ab, Mamis schieben die Kinderwägen vor sich her und unterhalten sich angeregt mit den Freundinnen, Mädchen- und Jungengruppen tasten sich aneinander heran, die Kinder spielen Fangen oder Fußball, die älteren Herren sitzen an ihren Stammtischen in der Taverna und diskutieren temperamentvoll und gestenreich mit dem alten, weißbärtigen Dorfpopen. 

Sonntag, 26. Juni
Zusammen mit Doro und Johannes unternehmen wir einen Abend- spaziergang zu der kleinen Kapelle auf dem Hügel über dem Hafen. Wenn auf dem Gebäude keine Glocke angebracht wäre würde man es eher für einen alten Teil der früheren Wehranlage halten. Wir steigen in der Abendsonne die Stufen hinauf und betreten den kleinen Raum voller Ikonen und Reliquien. Eine junge Frau ist gerade dabei, in der Kirche einige Dinge zu ordnen. Doro kauft zwei Kerzen - eine für Johannes und sich, die andere für uns - zündet sie an und singt mit Johannes zusammen einen griechisch-orthodoxen Choral, den sie von Freunden gelernt haben. Die Mesnerin lächelt uns freundlich an. Wir wollen schon wieder gehen, da winkt sie uns in die Kapelle zurück. In der Mitte ist eine kleine Erhöhung, wie ein 50 cm hoher Kamin. Darüber sind ein Deckel und ein Teppich gelegt. Sie hebt Teppich und Deckel beiseite und bedeutet uns, doch da hinein zu sehen. Wir beugen uns über das Loch, drinnen ist es stockdunkel. Mit Hilfe eines Feuerzeuges erkennen wir es: Ein Brunnen - mitten auf dem Hügel! 
Wir bedanken uns herzlich bei der freundlichen jungen Frau und setzen uns vor der Kapelle auf eine Mauer, um den Sonnenuntergang zu sehen. Da kommt sie mit einem kleinen Karton und bietet jedem von uns eine griechische Süßigkeit an - in Puderzucker gewälzte Fruchtgeleestücke. Wir bedanken uns nochmals wärmstens und versinken für den Rest des Abend entgültig in griechisch-romantischer Sonnenuntergangsstimmung. 

  Erlebnisberichte

home

  > nächste Seite >