Kalamata  Weihnachten und Jahreswechsel 2003/2004
23.12. 03 Sturm und Gewitter mit Windstärken von 10-11 Bft.  Die Wellen brechen sich mit enormer Gewalt an der 3m hohen Hafenmauer. Unser Pier liegt direkt dahinter.  Es ist bei diesem Wetter ein kleines Geschicklichkeitsspiel, von Bord und wieder zurück zu klettern ohne einen Schwall von oben ab zu bekommen. Der Leihwagen von Peter und Heide, ein Stück weiter vorne direkt an der Mauer geparkt, wurde in der Nacht schon richtig eingesalzen. Dank der Gummistiefel entgehen wir beim Gang zumPiaEck.jpg (28230 Byte) Waschraum durch all die Pfützen einer Salzwasser-Kneipp-Kur.

Von all den blinkenden, kunterbunten Lichterketten, die zwei junge Marina-Angestellte am Tag vorher stundenlang um Palmen, Büsche und Laternenpfähle andächtig arrangiert haben, ist nichts mehr zu sehen. Stromausfall. Also machen wir einen Lesetag und finden es ganz gemütlich. Die Unity liegt sicher vertäut, allerdings schwankt das Schiff gewaltig hin und her. Pia hat sich in den hintersten Winkel des Schiffs verzogen, den Kopf zwischen die Hinterläufe gesteckt und stellt sich tot. Diagnose: Seekrankheit. Alle paar Stunden kriecht sie aus ihrer Höhle, schaut kurz zum Fenster hinaus, zieht den Schwanz ein und verschwindet umgehend wieder in ihr „Katastrophen-Lager“.  Den ganzen Sommer über war der Hund nicht seekrank, aber jetzt im Hafen liegt er da wie ein Schluck Wasser. 

24.12. Das Gewitter ist vorüber, so allmählich lässt der Regen nach. Man trifft auch schon wieder Segler, die sich aus den Schiffen wagen. Das Schweizer Ehepaar Rainer und Margit ist etwas beunruhigt von dem Wetter und der ganzen Schaukelei. Auf meine trockene Bemerkung, das wäre hier im Winter nichts Ungewöhnliches, „… haben wir Ende Oktober schon mal gehabt …“ schaute mich Rainer ziemlich verunsichert an. War wohl nicht sehr einfühlsam von mir.
Gisela kam mittags völlig zerknittert aus ihrem Schiff geklettert, am Arm etliche Kratz- und Beißwunden. Ihr Bord-Kater „Kermy“ hatte sie in der Nacht stark attackiert – angeblich hatte er wegen des Wetters schlechte Laune. Die Laune von Gisela war dadurch auch nicht besser. Noch dazu das Rheuma … ich war auf jeden Fall wesentlich einfühlsamer zu ihr als vorher zu Rainer.
Für den Abend hatten Peter und Heide die „Stegnachbarn“ in die Wohnung ihrer Mama Hella zu einem gemeinsamen Essen eingeladen.  Rainer und Margit wollten den Abend lieber zu zweit feiern, also luden wir nur Georg und Gisela ins Wohnmobil und fuhren zum Weihnachtsmenü. War wirklich ein netter Abend, das Essen schmeckte gigantisch und wir unterhielten uns über Gott und die Welt. Zwischendurch trabte Pia durch die offene Terrassentüre hinaus und hinein, hinterlies im ganzen Zimmer rote Sandspuren, die sie in ihrer Begeisterung auch noch auf etlichen Kleidungsstücken hinterließ und sorgte für eine kleine Putzaktion zwischendurch. Auf Wunsch von Gisela, die unbedingt Weihnachtslieder hören wollte, lief  im Hintergrund das Radio, Live-Übertragung einer deutschen Christvesper. Zwischen Rauschen und Knacken waren tatsächlich Gemeinde, Chor und Orgel mit altvertrauten Weihnachtsliedern erkennbar. Nach dem dritten Glas Wein wollte auch Gisela zu singen beginnen, doch Peter ignorierte ihre künstlerische Darbietung souverän. Und irgendwann fuhren wir dann alle wieder „nach Hause“ auf unsere Boote.
25.12. Der Regen hat ganz aufgehört, die Sonne blitzt ab und zu verheißungsvoll zwischen den Wolken hindurch, der Steg wird zunehmend belebter. Um die Boote herum ist das Hafenwasser aufgrund der schwimmenden Müllschicht kaum zu erkennen. Peter ist schon wieder richtig tatendurstig und fischt mit dem Kescher Berge von Abfall aus dem Hafenwasser. Wir schließen uns dem an und ziehen ebenfalls frohgemut halbvolle Mülltüten, verfaultes Obst, Damenbinden, unzählige Plastikflaschen und Treibholz an Land. „Das hat bisher noch nie jemand gemacht – gestern schwamm der ganze Dreck bei unseren Booten herum“ - Kommentar eines Seglerehepaares vom Steg gegenüber. Allerdings finden sie die Aktion so faszinierend, dass sie nun selbst in ihrer Sonntagskleidung begeistert mitfischen. Wir brauchen 1 ½ Stunden und 3 riesige Plastiksäcke. Tief befriedigt genießen wir nun den 1. Weihnachtsfeiertag.

Spät in der Nacht kommt die Müllabfuhr. Thomas läuft ihnen freudig entgegen um den Fang des Tages zu präsentieren, den sie doch bitte mitnehmen sollen. Die Begeisterung der beiden Griechen über unsere Säuberungsaktion ist so groß wie meine bisherigen Angelerfolge. Verständnislos blicken sie auf den Müllberg - auf uns - auf die Schiffe. Zwei der Säcke werden mit vereinten Kräften auf den Pickcup gehievt, der dritte steht in einer fest am Pier verschraubten Mülltonne. Kurzerhand wird die ganze Plastiktonne aus der Verankerung gerissen und auch dieser Sack noch auf die Ladefläche gekippt. Thomas vertrollt sich kopfschüttelnd wieder auf’s Schiff, draußen frotzeln die Angestellten noch eine ganze Weile auf Griechisch etwas vor sich hin und amüsieren sich köstlich. Wahrscheinlich wäre es für sie nicht viel verwunderlicher, wenn wir als nächstes die Luft filtern würden.

Regen – Wind – Regen – Gewitter – Regen – Sturm – Regen – Hagel – Regen – 5 Minuten Sonnenschein J! Mit Gummistiefeln und Ölzeug gar nicht so trist wie es klingen mag; und dass es an manchen Stellen im Schiff bei stärkerem Regen hereintropft hat eindeutig den Vorteil, dass man weiß, wo man noch überall abdichten muss. Am Wohnmobil hat Thomas dies schon erfolgreich praktiziert, und bis die Luke über der Herdplatte die gleiche Therapie erfährt kommt eben beim Kochen der Deckel auf Topf und Pfanne. Sonderlich kalt ist’s nicht – nur die griechische Bevölkerung schlüpft bei Temparaturen unter 20°C umgehend in Winterjacken, wenn’s unter 15°C geht kommen Pelzmantel und Daunenjacken zum Einsatz. Wir kommen uns wirklich wie die Exoten vor, wenn wir in T-Shirt und Weste bei Sonnenschein durch Kalamata spazieren und um uns herum der griechischen Kleidung nach Eiszeit herrscht

Jahreswechsel in Griechenland…
Die Tage zwischen Gewittersturm an Weihnachten und Gewittersturm zum Jahreswechsel waren traumhaft schön. Wir würdigten den Sonnenschein am Sonntag mit einem „Steg-Essen“ und luden unsere Segelnachbarn zu Krautsalat und Nürnberger Bratwürstchen ein (gibt's hier bei „LIDL“). Peter entpuppte sich wieder einmal als hervorragender Grillmeister und wendete jedes Würstchen liebevoll-zärtlich bis es die Farbe von sonnengebräunter knackiger Haut angenommen hatte. Wir werden ihm demnächst einen Michelin-Stern verleihen (wenn wieder mal die Sonne schein….).
Sylvesterabend: Kaum ein Mensch unterwegs – kein Wunder bei dem Dauerregen. Kurz vor 24 Uhr überrascht uns eine Regenpause und so wir ziehen die Flasche Sekt aus dem Kühlschrank und begeben uns auf den Steg. Das Boot von Peter und Heide ist dunkel, sie feiern Sylvester in trauter Dreisamkeit bei Mama in der Ferienwohnung. Nächstes Boot: Eine Luke geht auf, der Kopf von Georg erscheint, verschlafen ein Murmeln „Ist’s schon zwölf Uhr?“ – und weg ist der Kopf und die Luke wieder zu. Letztes bewohntes Boot am Steg: Die Schweizer Rainer und Margit. Und siehe da, sie kommen fröhlich die Gangway herunter! So stehen wir also zu viert plus Pia in der kurzen Regenpause am Pier und begrüßen das Neue Jahr. Punkt Zwölf erscheint ein winziges Feuerwerk über Kalamata, Pia zieht den Schwanz ein und begibt sich fluchtartig in ihr „Katastropheneck“ auf der „Unity“  Mit dem letzten Tropfen Sekt tröpfelt auch bereits wieder der Himmel, man wünscht sich eine gute Nacht und lässt den Jahreswechsel ruhig und zufrieden im wohlig warmen Schiff ausklingen.
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