15. Juli 2003
Lefkas. So viel Wind wie in den letzten Tagen hatten wir noch nie. Seit heute früh ist Sturm - wir haben den Zweitanker ausgebracht, damit uns der Wind schräg von vorne nicht auf die „First Lady“ unseres netten englischen Nachbarn "Jack" drückt.
Jack ist ein 76-jähriger Einhandsegler, der seit seiner Jugend auf Schiffen unterwegs ist. Er erinnert uns jedesmal an den Buttler in "Diner for One" - die Mimik und sein trockener Humor sind einfach klasse. Eigentlich wollte Jack schon vor ein paar Tagen auslaufen. Eigentlich. ...
Als wir unser Schiff vor ein paar Tagen neben seine "First Lady"  vor Anker legten war nicht ganz klar, ob unsere Kette über seiner Ankerleine liegt. Also versicherten wir Jack, daß wir am nächsten Morgen ganz früh mit ihm aufstehen würden, ablegen (damit er ohne Probleme seinen Anker hochbekommt) und dann wieder anlegen. Jack war beruhigt. Wir luden ihn am Abend zu einem kühlen Dosenbier auf unsere Heckterrasse ein. Jack erzählte, erzählte, erzählte... herrlich. Die leeren Bierdosen häuften sich. Und irgendwann gegen Mitternacht kletterte er von der Unity wieder auf sein Schiff hinüber und man wünschte sich eine gute Nacht. Am nächsten Morgen war Jack "erst" um 7 Uhr auf dem Deck zu sichten (sonst steht er konsequent um 6 Uhr auf). "O my head... Normaly I never drink so much beer... Oh, I'm so tired...". An Auslaufen war also an diesem Tag nicht zu denken. Am nächsten Tag meinte Jack dann, er fände es hier in Lefkas ganz nett, er bliebe so lange hier wie wir. Und so liegen unsere Schiffe immer noch nebeneinander, wir unterhalten uns mehrmals täglich von Schiff zu Schiff -  zu einem abendlichen Dosenbier war Jack allerdings nicht mehr zu überreden.
Lefkas, wo wir gerade liegen, ist ein ganz reizendes Städtchen mit einer Altstadt, in der man sich verlaufen kann. Engste Gassen, völlig verwinkelt, jedes Haus - egal wie klein - hat seinen Balkon. Als wir das erste mal durch dieses Labyrinth liefen kam uns aus einem der Häuser entfernt Blasmusik entgegen. Als wir den Klängen folgten landeten wir am Seiteneingang eines Theatersaales, wo die Jugendblaskapelle der Stadt eifrig für's nächste Konzert probte, der Dirigent beherzt mit den Händen in der Luft herumwirbelte und seine Musiker in griechisch-lebhafter Art vokal animierte. Wir schlichen uns zum Seiteneingang hinein und beobachteten die letzten 10 Minuten der Probe dieses griechisch-romantischen Melodien-Mix..  
Unser verhältnismäßig langer, ungeplanter Zwischenstop in Lefkas hat wieder einmal technische Gründe: Seit 2 Wochen leckt unser Frischwassertank. Nach einigen mehr oder minder erfolgreichen Reparaturen haben wir nun beschlossen, den kaputten Tank gegen zwei flexible 150 l Tanks auszuwechseln. Wir haben sie hier bestellt, gestern kamen sie an und wir brachten den ganzen Tag mit Aus- und Einbauarbeiten zu.  Sagenhaft, wieder fließend Wasser an Bord zu haben!
Unsere Weiterfahrt ist auf Dienstag verschoben - da soll's wieder etwas ruhiger werden.

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