Mai 2003
4 Wochen von Dinkelsbühl fort – es kommt mir schon fast vor wie ein Jahr. 
Die erste Woche in Korfu verbrachten wir auf dem Yachtyard, wo die „Unity“ noch aufgebockt lag. Es herrschte dort zunehmend reger Betrieb von Yachtbesitzern, die ihr Schiff liebevollst auf Vordermann brachten. Ein bunt gemischtes, internationales Völkchen. Da war z.B. der Österreicher Joseph, der mich bei jeder Begegnung an Satiren von Gerhard Polt erinnerte, schon vormittags sein Dosenbier mit sich herumtrug, jeden anquatschte, ob’s passte oder nicht, sein Schiff zwar verkaufen möchte aber es nicht für nötig befand, es seetüchtig zu machen - obwohl der Käufer extra übers Wochenende einflog um es Probe zu segeln. Sein Motto: „I mach’ ma doch kan Stress ned…“
Da war der freundliche, hilfsbereite, stilvolle, humorvolle Engländer Trever (Ingenieur), mit dem wir öfters einen gemütlichen Abend bei Dosenbier und Erdnüssen verbrachten, der bei unseren Motorproblemen stundenlang im Schiffsbauch herumkroch und der inzwischen ein guter Freund von uns geworden ist.
Am ersten Wochenende flüchteten wir abends mit dem Wohnmobil vom Yachtyard und quartierten uns auf dem Parkplatz des Hafens in Gouvia ein. Grund: Gegenüber dem Yachtyard liegen 2 Discotheken…
Die erste Begegnung, als wir gemütlich über die Stege schlenderten und Schiffe betrachteten: John. Wohnt seit Jahren mit seiner Lebensgefährtin Jane auf einem kleinen, älteren Holzsegelschiff, hasst (!) das Wasser und schlägt sich mit Gelegenheitsarbeiten durch. Weshalb wir bei seinem Boot stehen blieben: Gegenüber lag ein selbstgebasteltes Gerät am Steg: Ein Kanu mit seitlichem Ausleger und Gaffelsegel. Originell, anscheinend noch im „Werdezustand“ (manches war mit Schraubzwingen befestigt). John segelte uns beide nacheinander mit größtem Enthusiasmus in diesem Kuriosum durch den Hafen und meinte, wenn wir wollten würde er für uns auch so etwas bauen. Später saßen wir bei ihm auf ein Glas Wein in der Kajüte und unterhielten uns – natürlich übers Segeln. Nach einiger Zeit polterte Jane schwankend in die Kajüte herunter, legte beim Reden eine gigantischen Lautstärke an den Tag – kein Dinkelsbühler Kirchenchormitglied hätte sich da mehr beschwert, dass er nichts versteht (außer vielleicht, dass es Englisch war) und stopfte die kugelrunde Bordkatze Herkules mit Breckies voll. 
Am nächsten Abend (wieder Flucht vor DiscoMusik) im selben Hafen trafen wir einen „alten Bekannten“: Einen Steinmetz aus dem Rheinland, den wir letztes Jahr in Paxoi (Gaios) kennen gelernt hatten (hat sich eine Reincke-AluYacht selbst gebaut). Er erzählte uns, dass er eines Abends über den Steg zurück zu seinem Schiff ging, als er aus dem Wasser laute Hilfeschreie hörte. Eben dieser John vom Vorabend war sturzbetrunken mit dem Fahrrad ins Wasser gefahren…- und konnte nicht schwimmen! John wurde also herausgefischt, am nächsten Morgen tauchte man nach dem Fahrrad.
Nach einer Woche putzen, umräumen, verstauen (inzwischen gibt’s kein leeres Fach mehr) und frisch aufgetragenem Unterwasseranstrich wurde die Unity ins Meer geslipt. Unsere erste Anlaufstelle war der Yachthafen in der Gouvia – letzter Check vor Segelbeginn. Geplant waren 1-2 Tage – dass daraus mehrere Wochen werden würden, ahnten wir nicht. Der Grund: Der Motor hatte Wasser im Öl, die Elektrik funktionierte nicht einwandfrei, die elektrische Toilettenpumpe war kaputt. 
In dem Engländer Keith haben wir (nach haarsträubenden Erlebnissen mit den griechischen "Spezialists") einen sehr netten, kompetenten Mechaniker gefunden, der unseren Motor generalüberholt. Die Elektropumpe der Toilette ersetzten wir durch die ursprünglich installierte mechanische Handpumpe (stundenlanges entkalken, schrubben und Schläuchenneuverlegen). Die Elektrik hat noch ihr „Eigenleben – aber dem werden wir schon noch auf die Schliche kommen.

Und so liegen wir nun also gemütlich im Hafen, werkeln auf dem Schiff, lesen, radeln ab und zu durch Korfu oder segeln mit unserem Beiboot „Trinity“ (weil man’s rudern, motoren und segeln kann…) durch das Hafengelände. Es macht tierisch Spaß, mit ihr übers Wasser zu flitzen. Während ich hier schreibe, ist Thomas gerade mit ihr unterwegs, durchs Seitenfenster kann ich ihn heranrauschen sehen. Als nächstes bin ich dran…..

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