Astakos  Oktober 2005
16. Oktober
10 Uhr - das Schiff "schwimmt" wieder - und so tuckern wir mit konzentriertem Blick auf Markierungen und Tiefenmesser durch den Kanal hinaus auf's Meer.
Unser Ziel: Die Ankerbucht Ovria – oder die (laut Hafenhandbuch) leerstehende Marina in Platygiali Astakou, „absolutly quiet“. Klingt ja gut, den könnten wir doch ansteuern - finde ich. Thomas würde die Ovria-Bucht vorziehen, aber als nachsichtiger Ehemann läßt er sich davon überzeugen, daß ich heute einfach "keine Lust" dazu habe, Pia mit dem Dingi an Land zu bringen und zwischen Dornengestrüpp über die unbequemen Trampelpfade der Bergziegen zu klettern.
Wie sich herausstellt ist diese geplante "Quiet-Marina" inzwischen zu einem großem Industriehafen umgebaut worden - anlegen für Yachten nicht gestattet. 
So fahren wir nochmals 6 Seemeilen weiter – bis kurz vor Sonnenuntergang erreichen wir Astakos und legen am Pier an. Und während wir kurz darauf entspannt auf dem Vordeck sitzen riechen wir: Der Hafen muffelt – und erinnern uns: wir waren doch im letzten Jahr schon einmal in einem Hafen namens Astakos, der am umkippen war. Natürlich! Damals war es hier unerträglich heiß – und unerträglich laut. Die „Hitze“ ist um diese Jahreszeit inzwischen ganz angenehm – doch die Lautstärke folgt kurz nach unserer Ankunft. Den ganzen Hafen entlang steht eine Taverne neben der anderen - und die Fernseher darin laufen auf Hochtouren: Fußballspiel, Griechenland spielt gegen …. (keine Ahnung). Die Unterhaltung (so sie noch möglich ist) besteht aus lautstarkem Geschrei und gebrüllten Kommentaren zur Live-Übertragung. Pia ist schon längst in ihr Katastropheneck geflüchtet, sie kennt die Szene inzwischen: Sobald ein Tor für Griechenland fällt werden Knaller in die Luft geschossen. Und sollte Griechenland gewinnen, würden unzählige Fahrzeuge hupend die Straßen entlang fahren und der Rummel ginge bis tief in die Nacht.

Der plötzlichen Stille nach zu schließen, die nach gut 1 ½  Stunden plötzlich eintrat, hat Griechenland dann wohl nicht gewonnen – hat ja auch nicht geknallt. Unser Schlaf ist gerettet.

Montag, 17. Oktober

Es gibt (wahrscheinlich überall) „solche“ – und „solche“ Städt. Z.B. Lefkas: Spaziert man morgens durch die Einkaufsstraßen, so schallt von allen Seiten ein fröhliches „Kalimera“, „Ti kanis“ (wie geht’s), und „poli kala“ (sehr gut) herüber. In Astakos habe ich den Eindruck, die meisten Menschen laufen halbverschlafen mit mürrischem Blick aneinander vorbei, grüßen nicht einmal  das alte Mütterchen, das im Stuhl vor der Haustüre sitzt, sind im Grunde genommen genauso muffig wie das Hafenwasser. Vielleicht ist das aber auch nur eine Art "Fußballdepression" nach dem gestrigen Spiel...

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