Antiparos - Serifos Livadia  September 2005
Schwerwetterfahrt
Montag, 19. September
DIE "Kackfahrt" unserer bisherigen Segelzeit; Wetterdienst Poseidon sagt zwischen 2 und 4 Bft an, Welle: keine. Dasselbe auch in Wetteronline: ruhige See, wenig Wind. Knapp 30 Seemeilen sind es von Antiparos nach Serifos, wir rechnen mit einer gemütlichen Segelfahrt von ca. 8 Stunden bei halbem oder raumem Wind und laufen sehr zuversichtlich kurz nach 9 Uhr aus Antiparos aus. Es sind etliche Felsen und Riffe um Antiparos, die Thomas weiträumig umfährt.
Am Anfang scheint die Wettervorhersage zu stimmen - wir haben 3-4 Bft Rückenwind und setzen freudig die Genua. Nach kurzer Zeit frischt der Wind auf 5-6 Bft auf und dreht von S auf SW, wir reffen etwas, kommen aber trotzdem noch mit ca. 6 Knoten voran. Gegen Mittag schläft der Wind für kurze Zeit ein und kommt dann von WSW, für uns also "schräg von vorne". Zuerst sind es 4 Bft, dann wieder 5-6 Bft. Noch 20 Seemeilen sind es bis Serifos. Die Welle ist inzwischen gut 1 Meter hoch, wir haben die Ruderhaustüren geschlossen, denn immer wieder spritzt es über die Bordwand. Wir hoffen, wenn wir seitlich an Sifnos vorbeifahren etwas Landschutz zu haben. Das erweist sich kurze Zeit später als völliger Irrtum, denn der Wind dreht nun direkt auf W, wir haben ihn voll auf der Nase.
Es bläst zwischen Sifnos und Serifos wie aus einer Düse, die Wellen werden 2 Meter hoch, der Wind frischt nochmals auf, unser Messgerät pendelt zwischen 7 und 9 Bft. Mit unserer normalen Motordrehzahl, die bei ruhiger See 4 Knoten bringt, kommen wir fast zum stehen. Also doppelte Drehzahl (im Normalfall wären das 8 - 9 Knoten) - wir kommen mit 3-4 Knoten voran. Je länger es bläst, desto höher werden die Wellen. 2.50 Meter, das ist brutal. Denn ist das Schiff auf einem Wellenkamm, fährt es als nächstes bergab, der Rumpf klatscht ins Wasser und die Fahrt wird abrupt gebremst. Wir haben solch eine Seefahrt bisher noch nicht erlebt und wollen es auch nicht wieder. Wellenhöhen, die sogar über den Bugkorb der Unity schlagen, die sich über der hohen Heckterrasse brechen, die quer über das Ruderhausdach spritzen - das ist nicht mehr lustig.
Pia ist es inzwischen auch etwas ungemütlich geworden, sie steht breitbeinig auf der Heckterrasse und versucht, die enormen Schwankungen des Bootes auszugleichen und gleichzeitig etwas Schutz gegen die Gischt zu bekommen (was ihr auch gelingt). Thomas und ich sind schon richtig eingesalzen von all dem Seewasser, doch man ist viel zu konzentriert, um das als störend zu empfinden. Wir zählen die Seemeilen bis zum sicheren Hafen, berechnen anhand des Fahrttempos die Zeit, die wir noch brauchen werden und hoffen, daß wir im Landschutz von Serifos etwas bessere Bedingungen haben werden. Das ist allerdings wieder einmal zu optimistisch. Erst kurz vor dem Eingang der Bucht lassen die Wellen nach, der Wind bläst sogar noch im Hafen mit 6-7 Bft. Es ist 17.30 Uhr als wir in Serifos einlaufen, wir sind von den vielen Stunden Schwerwetter ziemlich geplättet. 
Das Pier ist voll von Charterbooten, doch in der Bucht kann man sehr gut ankern, was wir auch vorhaben. Das Dumme nur: Keiner von uns beiden hat nach all der Schaukelei und Nervenanspannung daran gedacht, das Dingi auf die Seite zu nehmen. Und so gibt es am Heck plötzlich ein dumpfes "ssssschlopp" - die Leine hängt im Propeller und das Dingi ist unter Wasser gezogen. Genau das ist es, was man sich nach so einem Segeltag an selbstgemachtem Streß wünscht. Thomas kappt mit dem Messer die Leine des Dingis und ich lasse den Anker hinunter, damit wir nicht hilfos in der Bucht herumtreiben. Während Thomas dann taucht, um den Propeller wieder freizubekommen, ziehe ich mit dem Enterhaken das Dingi seitlich an die "Unity" und binde es fest. Pia schaut währenddessen hilflos auf IHR völlig mit Wasser gefülltes Boot, zieht den Schwanz ein und legt sich resigniert aufs Vordeck. Nach stressigen Minuten für Thomas ist der Propeller wieder frei. Erneutes Ankermanöver, Dingi ausschöpfen, Pia an Land fahren. Eigentlich will ich nach diesem Tag nichts anderes mehr als mich einfach nur hinsetzen - aber erkläre das mal dem Hund. Der Landgang fällt allerdings - glücklicherweise - sehr kurz aus, denn auch Pia ist nach dieser Fahrt ziemlich erledigt. Sogar bei unserem traditionellen Spaziergang nach dem Abendessen trottet sie - uninteressiert an allen Katzen, Enten und Hunden - einfach nur neben uns her. 

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