Kalamata  6. Dezember 2003
Im November waren wir ganz spontan zu einem zweiwöchigen "Heimaturlaub" in Deutschland. Schuld daran war ein "Griechenland-Koller", den wir ganz abrupt bekamen, als "Helmut", einer von Pia's Hundespielkameraden vergiftet wurde und - sich in Krämpfen windend - in einer großen Regenlache lag. Und die gotterbärmliche Unfähigkeit und Gleichgültigkeit der Griechen, die auf unseren Aufstand hin nichts besseres wußten, als das arme Tier nach fast 2 Stunden (!) auf einen Anhänger zu befördern und - angeblich - zum Einschläfern zu bringen (nachts um 2 Uhr!!!). Wie sehr das gelogen war, sollten wir drei Wochen später merken. Man hatte ihn einfach in den nächsten Graben geworfen.  
Dieses Erlebnis war jedenfalls ein Auslöser, Knut (Pia's Leib- und Magenfreund) ins Wohnmobil zu packen (ein freundlicher Tierarzt untersuchte ihn noch gründlichst, gab ihm die notwendigen Impfungen und stellte einen Hundepass aus) und nach Deutschland zu fahren, wo Thomas inzwischen in Wolfgang Moser einen Tierpaten für ihn gefunden hatte.  
So haben wir in Deutschland auch die Hochzeit von meiner Schwester Beate und ihrem Borris miterlebt (war auch einer der Gründe für die Reise, außerdem wollten wir gerne den Hänger für's Wohnmobil hier haben) und viele Freunde besucht.  

Die Dinkelsbühler waren freudigst überrascht, uns "so schnell" wieder zu sehen. Und viele fragten mich natürlich, ob ich die ganze Kirchenmusik inzwischen nicht sehr vermissen würde. Ich kann nur sagen: Bisher noch nicht. Dazu haben wir den Sommer über viel zu viel erlebt. Natürlich interessiert es mich, wie es kirchenmusikalisch in Dinkelsbühl weitergeht (sie haben seit 3 Monaten eine neue Kirchenmusikerin), aber da ist keine Wehmut dabei, dass dies nun nicht mehr meine Aufgabe ist.

Inzwischen sind wir seit über einer Woche wieder hier in Kalamate, und so sehr wir uns auf der Fahrt nach Deutschland gefreut haben, wieder einmal in ein kultiviertes Land zu kommen - auf der Rückfahrt nach Griechenland freuten wir uns genau so auf unser Schiff, den Hafen, das Meer... .  
Der nächste Schock traf uns gleich bei der Ankunft im Hafen: "Helmut" (der vergiftete Hund) ist wieder da! Uns traf fast der Schlag, als wir mit dem Wohnmobil vor unserem Boot hielten und dieser gutmütige bernhardinergroße braune Hund uns entgegenwedelte. Und ein kleiner, weißer "Wischmob" - wir nennen ihn "Little Jo" hat sich inzwischen wie eine Klette an ihn gehängt. Also schon wieder zwei Hunde am Steg, für die wir jetzt mit einem englischen Ehepaar, das sich um Straßenhunde kümmert, Verbindung aufgenommen haben. Vorgestern abend war schon wieder das "Doral-Auto" am Steg - nachts um 23 Uhr! Der Marina-Angestellte (der vor 4 Wochen Helmut das Gift gegeben hatte und auch behauptete, er hätte Helmut einschläfern lassen) muß wild geflucht haben, daß wir ausgerechnet so spät abends noch vor unserem Boot auf und abgingen. Es war für uns ganz offensichtlich, was er um diese Zeit vorhatte. Verlegen rutschte er an einem Segelschiff die Gangway etwas hin und her und fuhr dann wieder ab. Thomas hat inzwischen nochmals in dem Marina-Büro ganz klar gemacht: Wir wollen hier keine vergifteten Hunde. Ich denke, jetzt ist vorerst 'mal Ruhe. Das englische Ehepaar versucht nun, eine Unterkunft für die Tiere zu finden.
Es wird wirklich höchste Zeit, den Kopf für andere Dinge frei zu bekommen als für Hundeprobleme. Schließlich sind wir hier, um zu arbeiten. Thomas hat seinen Arbeitsplatz ins Wohnmobil verlegt, ich habe meinen in der "Unity" - mit Klavier, Computer etc. Und während Thomas an seinem Buch weiterschreibt, steht bei mir Musik machen auf der Tagesordnung.  Ob es ein neues Kindermusical wird, Kinderlieder oder Instrumentalmusik  -  bisher sammle ich einfach Ideen und bringe meine Finger wieder in Schwung.  
Nach einer Woche Handy- und eMail-Abstinenz kommen wir inzwischen wieder problemlos ins Internet (Telestet hatte die Verträge umgestellt und uns auf's Handy per SMS Informationen in griechisch geschickt, die wir natürlich nicht lesen konnten). 
Sehr adventlich ist es einem bei dem herrlichen Sonnenschein, den wir seit einer Woche haben, nicht zumute. Man kann ohne weiteres in kurzer Hose und T-Shirt herumlaufen. Genau das richtige, um die noch anstehenden "Freiluft-Arbeiten" zu erledigen (Anker abschleifen und neu streichen, Kette markieren, Beiboot vom Unterwasserbelag befreien und Antifäuling auftragen...). Da sind die Gedanken an Weihnachtsmarkt, kaltgefrorene Nasen und Glühwein etwas weiter weg. Nachts wird's allerdings doch inzwischen ziemlich frisch, da gehen die Temperaturen schon mal bis 10°C herunter und man schaltet gerne im Schiff das kleine Heizlüfterchen an. Doch wenn die Sonne scheint, zieht man den Pullover gleich wieder aus. Ab morgen ist Regen und Sturm angesagt, außerdem soll die Temperatur rapide sinken. Das ist genau das richtige Wetter um brav im Schiff bzw. Wohnmobil zu bleiben und richtig zu arbeiten.  
Während wir in Deutschland waren sind hier auf unserem Steg noch ein paar deutsche Segler angekommen. Es ist richtig nett hier. Heute war "Gemeinschaftskochen" am Steg. Zehn Leute schälten Äpfel, Kartoffeln, Zwiebeln .... es gab: Kartoffelpuffer - wahlweise süß mit Apfelmus oder mit Krautsalat (Beitrag von Thomas). Wir saßen am Steg , 3 Männer neben den Gaskochern mit Bratpfannen, der "Rest" relaxt auf einer provisorischen Bank im Sonnenschein. Unsere Superköche am Steg schmieden schon Pläne, was man denn als nächstes kocht ... :-)). Am Steg hier ist es wirklich total nett, Tratsch hier - Trasch dort, man muß nur aufpassen, daß der Tag nicht um ist bevor man's merkt.  
Nachtrag: Nachdem keine der Organisationen, mit denen wir Kontakt aufgenommen hatten, etwas für "Helmut" und "Little Jo" tun konnte haben wir sie, als wir eines morgens Rattengift neben unserem Wohnmobil fanden, in eine andere Stadt gefahren. Ob es ihnen dort besser geht, ist die Frage. Hier jedoch wären ihre Tage gezählt gewesen. "Blümchen", ein pudelgroßer, zierlicher, schwarz-weißer Mischlingshund mit reizendem Köpfchen, der sich zwei Wochen zuvor der Hunde-Truppe angeschlossen hatte, war leider bei der Abfahrt nicht auffindbar. Er lag kurz darauf vergiftet 2 Tage lang am Marina-Eingang, bis ihn endlich jemand wegräumte.
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